Canberra, ein Regierungssitz mit angegliederter Stadt.
Als ich in Canberra aus dem Zug gestiegen bin, war ich einen Moment unsicher, ob ich am richtigen Ort angekommen bin. Statt repräsentatives Flair vermittelte der Bahnhof mit seinem einen kurzen Perron und ausserhalb des Zentrums gelegen eher tiefste Provinz.
Canberra ist auch sonst speziell. Mit rund 350'000 Einwohner immerhin die achtgrösste Stadt Australiens, merkt man ihr ihre Entstehungsgeschichte an:
Als 1901 Australien als Staat gegründet wurde (vorher waren es verschiedene unabhängige britischen Kolonien) konnte man sich auf keine Hauptstadt einigen. Zu gross war die Rivalität zwischen den beiden Kronfaforiten Melbourne und Sydney. Als Kompromiss wurde es keine der beiden Städte, sondern man baute in genügender Distanz der beiden Kotrahenten eine Hauptstadt auf der grünen Wiese.
Canberra ist eine Reissbrettstadt: schön, viele Grünanlagen, ein künstlicher See in der Mitte, welcher den Regierungsteil am Südufer von der Innenstadt am Nordufer trennt; die Strassen sind symmetrisch angeordnet und bilden Kreise, Dreiecke und Rechtecke. Aber auch 99 Jahre nach dem Bau wirkt das Ganze halt künstlich, ein wenig steril.
Wirklich sehenswert ist vor allem das Parlamentsgebäude. Das Gebäude, welches 1988 ein Provisorium ablöste, wurde in den Capital Hill "hineingebaut". An den Eckseiten bilden Rasenflächen den beim Bau abgetragenen Hügel nach. Man kann auf ihnen aufs Dach des Gebäudes steigen. Auch sonst sind grosse Teile für die Öffentlichkeit zugänglich, unter anderem auch die Great Hall mit dem grossen Wandteppich. Die Great Hall kann man übrigens auch für Hochzeiten und andere Feste mieten. Diverse Kunstwerke, Gemälde und Dokumente sind im Parlament ausgestellt. Das Prunkstück ist eine Kopie der Magna Carta aus dem Jahre 1297.